Interview

Strand Paper & Board UK

Der Spezialhändler Strand Paper & Board mit Sitz in Yorkshire, Grossbritannien, hat einen interessanten Marktansatz: er stimmt Papiermaschinen auf die Bedürfnisse der Markenartikelhersteller ab. Wir sprachen mit Business Development Manager Ian Mackay.

Sie firmieren unter dem Namen Strand Paper & Board, aber entsprechen nicht dem typischen Papierhändler. Wie würden Sie Ihr Kerngeschäft beschreiben?

Strand Paper wurde 1989 von unserem jetzigen geschäftsführenden Inhaber, Herr Julian Jackson, gegründet. In den letzten 28 Jahren hat sich das Unternehmen auf Spezialpapiere und -kartons für Grusskarten- und Briefumschlagverarbeitung ausgerichtet. Dabei haben wir ebenfalls kundenspezifische Produkte für die verschiedensten Anwendungen beschaffen und anbieten können. Unser Fokus liegt nicht unbedingt darauf, Händlermarken zu offerieren, sondern eine Papiermaschine ausfindig zu machen, die am besten den Anforderungen der Markenartikelhersteller entspricht.

Im Jahre 2010 wurde Strand Paper in Strand Paper & Board umbenannt, um so besser das Angebot unseres Unternehmens zu reflektieren. Ausserdem sahen wir einen deutlichen Wandel in der Art und Weise wie Spezialmaterial im Luxusmarkt verwendet wurde, vor allem beim Verpackungsmaterialbedarf für schottischen und irischen Whisky/Whiskey, aber auch für Lebensmittel, Tabak, Gesundheits- und Schönheitsartikel. Markenartikelhersteller begannen, höhere Attraktivität im Verkaufsregal zu suchen. Viele der Marken wollten sich von der Konkurrenz im Sekundär- und Primärverpackungsbereich abgrenzen.

Da wir bereits Spezialpapiere /-kartonsorten verkauften, empfanden wir diesen Umbruch als relativ unkompliziert. Viele der Sorten, die wir im Angebot hatten, passten ganz natürlich zu diesen neu entstehenden Märkten.

Heute beliefern wir weiterhin unsere ursprünglichen Hauptmärkte, aber decken gleichzeitig eine weite Palette von Produkten ab, wie z.B. Etiketten (nassklebend / selbstklebend), metallisierte Papier- und Kartonsorten, Papiere für Rundboxen und Graukarton für Schachteln. In den letzten zwei Jahren haben wir (mit Hilfe von KAPAG…) ein neues Produktgebiet entwickelt - kaschierter Karton für Spirituosenverpackungen.

Wir exportieren auch einige unsere Produkte nach z.B. Frankreich, Benelux, Italien und die Türkei.

Sie sind Schotte und haben eine Leidenschaft für Whisky. Diese zwei Eigenschaften sind sicherlich nicht die einzigen Voraussetzungen, die Strand Paper & Board in diesem Markt erfolgreich machen. Wieso kommen Kunden für das Verpackungsmaterial dieser hochwertigen Spirituose zu Ihnen? 

Es hilft sicherlich, wenn man den regionalen Dialekt spricht und das Zeug trinkt…. Aber allen Ernstes, wir haben in den letzten 5 bis 6 Jahren - dank unseres kreativen Lösungsansatzes bei der Papierbeschaffung - eine „alles ist möglich“ Devise entwickelt. 

Durch unsere Zusammenarbeit mit Markenartikelherstellern, Designern, Verarbeitern und Druckern haben wir uns einen Namen gemacht als ein Unternehmen, das kosteneffiziente Lösungen für neue Projekte oder Neugestaltungen liefert. 

Wir können uns sehr glücklich schätzen, dass wir während der letzten paar Jahre einige grossartige, massgeschneiderte Produkte mit verschiedenen Markenartikelherstellern, Designern und Verarbeitern von der Planung bis zur Fertigstellung entwickeln durften. Dadurch hatte wir Gelegenheit, diesen Marktspielern einen Einblick in Markttrends und neue Verpackungsmaterialien zu geben, die für sie von Interesse sein könnten.

Ich finde es wirklich spannend, dass die Grenzen für Verpackungsdesign nicht nur im Bereich Whisky/Whiskey gesprengt werden, sondern auch bei Anwendungen für Gin, Wodka, Cognac und Schaumwein. Erst kürzlich wurden wir für ein erstes Projekt mit einem der führenden Champagnerhäuser in Frankreich einbezogen.

Whisky/Whiskey erfreut sich wachsender Beliebtheit. Dies führt zu neuen Geschmacksrichtungen und Marken aus nicht traditionellen Herstellerländern, wie z.B. Italien, Schweden, Neuseeland und China. Wie reagieren die Markeninhaber aus Grossbritannien auf diesen Trend, z.B. was die Verpackung ihrer hochwertigen Getränke anbetrifft?

Ich persönlich glaube, dass der Scotch Whisky Markt diese Neuankömmlinge mit offenen Armen zu der Welt des Whiskys begrüsst, bestätigen sie doch deutlich den weltweiten Bedarf an Whiskey/Whisky.

Seit 2013 haben 15 neue Destillerien ihre Tore geöffnet und 9 weitere Projekte sind allein in Schottland in Planung. Hinzu kommt, dass andere Hauptmärkte im Whiskeybereich, wie z.B. Nordamerika, Irland und Japan, wieder im Aufschwung sind.

Bei den Verpackungstrends in Grossbritannien sehen wir drei Kerngebiete.

Zunahme von Feinkartonagen – Viele der führenden Scotch Blended Whiskies/Single Malts (18+ Jahre) werden nicht mehr in traditionellen Umverpackungen sondern in Feinkartonagen preisgeboten.

Feinkartonagen schenken dem Endprodukt ein hochwertigeres Erscheinungsbild und damit dem Markenbesitzer die gewünschte Attraktivität im Verkaufsregal. Die in diesem Segment angebotenen Volumen machen den Wechsel von Kartonpackung zur Feinkartonage möglich.

Beschaffungstrend hin zum kaschierten Karton – Noch vor 15 Jahren wurden viele Whisky- und Spirituosenmarken in einem Karton mit einer Dicke von 0,7 mm angeboten. Seit 2010 sehen wir in der Spirituosenindustrie einen enormen Anstieg an neuen Marken oder Markenerweiterungen, sei es für Whisky, Gin, Cognac oder Champagner.

Folglich sind die Produktionsläufe weniger lang, die Veredelung der Verpackungen allerdings viel komplexer. Daher haben Markeninhaber und Drucker zunehmend Karton auf Karton Konstruktionen angewandt.

Um der immer höher werdenden Nachfrage und dem Serviceanspruch gerecht zu werden, verzeichnen wir seit 1½ bis 2 Jahren einen Umschwung: die Kartonkonstruktionen im Wein- und Spirituosensegment werden nicht mehr beim Drucker geklebt sondern bereits kaschiert eingekauft.

Strand Paper hat es in Zusammenarbeit mit KAPAG geschafft, diesen Wechsel im Wein- und Spirituosenmarkt anzuführen, dank Lancierung von kaschierten Karton in gestrichener, ungestrichener und silbermetallisierter Ausführung.

Neugründungen von Destillerien – Das ist ein äusserst interessantes Gebiet. Viele Neuankömmlinge finden es schwierig, bei den Verpackungen grösserer Marken mitzuhalten.

Strand Paper hat sich bemüht, manche Produkte für den Markt zugänglicher zu machen, durch eine Kombination von lokaler Lagerung und geringeren Mindestmengen. Wir verzeichnen hier ermutigendes Wachstum!

Sie haben zuvor darauf hingewiesen, dass Strand Paper in der Hauptsache versucht, die passende Papiermaschine oder den richtigen Verarbeiter ausfindig zu machen, die oder der am besten den Bedürfnissen der Markenartikelhersteller entspricht. Haben Sie kürzlich Kundenwünsche erfolgreich erfüllt?

In Zusammenarbeit mit dem Spezialpapierhersteller Favini S.r.l haben wir es gewagt, ein neues Papierprodukt auf den Markt zu bringen, um Marken vor Fälschungen zu schützen: „Mont Blanc Secure-Zap“ ist ein konstruierter, ungestrichener Zellstoffkarton, der eine Identifizierung enthält, die mit Hilfe eines tragbaren Lesegeräts bei Kontaktaufnahme einen Ton abgibt. Damit kann der Markenverantworliche prüfen, ob es sich bei dem Produkt auf dem Regal um einen authentischen Markenartikel handelt. Der Karton ist damit für den Markenschutz bestens geeignet, vor allem was das Design von Kartonschachteln betrifft.

Unsere neue „Holzkollektion“ ist ein anderes Produkt, das wir in Zusammenarbeit mit dem italienischen Spezialpapierveredler ICMA anbieten und die Anforderung nach einer höheren Attraktivität am Point of Sale erfüllt. Die ICMA Woods Serie ahmt die wunderschönen Holzmaserungen nach und ist in verschiedenen Papier- und Kartonflächengewichten und natürlichen Farben erhältlich. Sie befriedigt das Bedürfnis der Luxusmarken nach Natürlichkeit und bietet gleichzeitig einen Hauch von künstlerischer Interpretation.